Am 3.11. fand in Osterholz-Scharmbek auf Einladung des Landkreises der erste „Moorgipfel“ in Niedersachsen statt. Um die 300 Teilnehmende, mehrheitlich Landwirte, haben zusammen mit Vertretern des Landvolks, Naturschützern, WissenschaftlerInnen und Politikerinnen die Perspektiven des Moorschutzes, und der Nutzungsoptionen auf Flächen mit Wiedervernässung und Folgen für die Lebensgrundlagen in der Landwirtschaft diskutiert. Gesprächspartner waren auch der Niedersächsische Minister für Umwelt und die Landwirtschaftsministerin.

Auf Moorböden, die für die Kultivierung trockengelegt wurden, wird der im Boden gebundene Kohlenstoff abgebaut und als Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt. Die dabei freigesetzten Mengen sind sehr erheblich und treiben den Klimawandel an. Ganze 40% der Emissionen aus der Landwirtschaft entstammen der Torf-Zersetzung auf landwirtschaftlich genutzten Moorböden, die insgesamt nur 7 % der Nutzfläche einnehmen. Das sind etwa 53 Millionen Tonnen an Treibhausgasen jedes Jahr. Das übertrifft die Menge des im gesamten Flugverkehr freigesetzten Treibhausgases in Deutschland. Diese Emissionen sollen bis 2035 um 10% gesenkt werden. Zwar stellt der Bund im Prinzip eine Milliarde Euro für den Moorschutz zur Verfügung, die Konkretisierung der Bedingungen für die Landwirtschaft sind aber noch in vielen Punkten unklar.

Wiedervernässte Flächen können langfristig in wesentlich größerem Umfang CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen und dauerhaft speichern als Wälder. Sie lassen sich aber nur eingeschränkt und mit vergleichsweise hohen Investitionen landwirtschaftlich nutzen. Die Bewirtschaftung solcher Paludikulturen erfordet spezielle, zum Teil erst noch zu entwickelnde feuchtgebietstaugliche Maschinen. Damit ließe sich Aufwuchs von Binsen, Schilf und Rohrkolben als Rohstoffe ernten, die sich als Verpackungs- und Dämmmaterial eignen. Torfmoose sind in der Erden-Industrie als Ersatz für Torf verwendbar. Die wirtschaftliche Perspektive ist jedoch zurzeit noch wenig tragfähig. Es sind noch weitere Forschungen und Entwicklungen zusammen mit der praktisch tätigen Landwirtschaft erforderlich.

In Niedersachsen begonnen haben Flächentausch, Moorflurbereinigung und Wiedervernässung auf landeseigenen Flächen. Das Land Niedersachsen will darüber hinaus ein „Kompetenzzentrum Moorbodenschutz“ einrichten. Jedoch sind die Rahmenbedingungen für Landwirte momentan noch nicht verlässlich kalkulierbar, die Reichweite der Förderung und rechtliche Rahmenbedingungen müssen noch weiter ausgestaltet werden. In Niedersachsen betroffen sind bis zu 484.000 Hektar kohlenstoffreiche Böden. 69 Prozent (ca. 335.000 Ha) werden landwirtschaftlich genutzt, etwa 80% als Grünland und etwa 20% ackerbaulich (64.500 Hektar).

Das Thema ist insbesondere für den Nordwesten Niedersachsens von hoher Bedeutung und wurde engagiert und mit großem Engagement, Sachkenntnis und Ernsthaftigkeit aller Beteiligten erörtert. Wir stehen, was die Transformation dieses Bereiches betrifft, ganz am Anfang einer Entwicklung, die ähnliche Zeiträume in Anspruch nehmen könnte wie die vor mehr als 200 Jahren begonnene generationen-übergreifend durchgeführte Entwässerung der Moore zur landwirtschaftlichen Nutzung.

Hier entwickelt sich ein wesentliches Thema, das die Transformationsprozesse des ländlichen Raumes in Nordwest Niedersachsen über die kommenden Jahre und Jahrzehnte in vieler Hinsicht auch mit Auswirkungen in die anderen Bereiche der Lebensumstände beschäftigen und beeinflussen wird.

 

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