Transformation und Strukturwandel im ländlichen Raum Nordwestdeutschlands:
Reallabore in Marsch, Moor, Geest und Mee(h)r
Das vom Bundesland Niedersachsen über das Niedersächsische Vorab finanzierte Forschungsprojekt der Universität Vechta, der Hochschule Emden-Leer und der Jade-Hochschule erforscht in Kooperation mit den Universitäten Oldenburg und Göttingen die aktuellen Herausforderungen des Strukturwandels im ländlich geprägten Nordwesten Niedersachsens.
Wie der ehemalige niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler, im Januar 2022 bei der offiziellen Überreichung des Förderbescheides erklärte, greift der Verbund in seiner Zielsetzung die Besonderheit der ausgeprägt unterschiedlichen Nutzungsarten im Nordwesten Niedersachsens auf, die an die Grenzen ihrer Potenziale stoßen: die Intensivlandwirtschaft im Südoldenburger Raum, der Tourismus im Küstenraum der Ostfriesischen Inseln sowie der industriell geprägte Raum um Emden. Er verfolgt dabei in acht zusammenwirkenden Teilvorhaben das übergeordnete Ziel, gesellschaftliche, technologische und ökologische Transformationen hin zu zukunftsorientierten, nachhaltigen Lebenszusammenhängen zu initiieren, zu begleiten und zu evaluieren.
Thema des Vorhabens
Zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Lebensverhältnisse in der Untersuchungsregion des nord-westlichen Niedersachsen stellt sich die Notwendigkeit, transformative Antworten auf sich existenziell verändernde Daseinsbedingungen zu finden. Hierzu zählen ausgeprägte demografische und damit verbundene gesundheitliche Veränderungen in den ländlichen Gebieten, sich ändernde wirtschaftliche Rahmenbedingungen aufgrund regionaler und weltwirtschaftlicher Dynamiken, die bestehende Strukturen in Frage stellen oder obsolet machen. Hinzu kommen sich ändernde Klima- und Umweltgegebenheiten als Rahmenbedingungen der Landnutzung und schwerwiegende Verluste an biologischer Vielfalt. Technologische Entwicklungstrends insbesondere aus dem Bereich der Digitalisierung eröffnen neue Gestaltungsmöglichkeiten, Herausforderungen und Lösungen. Dies erfordert umfangreiche Transformationsleistungen und dazu Anregungen aus der Forschung, um gemeinsam mit Akteuren der Region tragfähige und zukunftsweisende Lösungen zu entwickeln. Darüber hinaus besteht der dringende Bedarf, an regionsspezifischen Antworten auf die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verwerfungen mitzuarbeiten, die die Corona-Pandemie mit sich gebracht hat. Die Disruptionen durch Reaktionen auf das Infektionsgeschehen sind transformativ in längerfristig tragfähige Lebensgestaltung zu überführen.
Zielsetzung des Vorhabens
Die Zielsetzung des Vorhabens besteht darin, Transformationspotenziale in Richtung nachhaltiger Entwicklung zu gestalten. Partiell dominante wirtschaftliche Monostrukturen wie bestimmte agrarindustrielle Entwicklungen oder einseitige Ausrichtung auf Tourismus können mit Hilfe neuer konzeptioneller und technologischer Entwicklungen stärker in Einklang mit den Erfordernissen zum Erhalt attraktiver Lebensbedingungen und deren umweltbezogenen Grundlagen gebracht werden. Eine gemeinsame Gestaltung innovativer Konzepte mit verschiedenen Trägern gesellschaftlicher Entwicklung erfordert Beiträge zu nachhaltiger Bildung, Digitalisierung, Gesundheit der Bevölkerung, landwirtschaftlichem Strukturwandel, regenerativer Energiegewinnung, Tourismus und Governance sowie Planung/Gestaltung urban-ruraler Räume und Mobilität, die mit ihren vielfältigen Bezügen untereinander entwickelt werden. Das Vorhaben wird möglich durch ein Zusammenwirken der beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen mit regionalen Akteuren Nordwest-Niedersachsens.
Begründung des Vorhabens
Obwohl die Region Nordwest-Niedersachsens aufgrund des vorherrschend atlantisch geprägten Klimas durch ein hohes Maß an Gemeinsamkeiten gekennzeichnet ist (Tiefland mit Marschen, Geest und Mooren), haben sich unterschiedliche Schwerpunkträume für Nutzungen entwickelt. In zum Teil gegenläufiger Richtung stoßen diese an Grenzen ihrer Potenziale. Der Südoldenburger Raum ringt mit Kapazitätsgrenzen, die sich für hochproduktive Intensivlandwirtschaft mit marktgetriebenem Expansionspotenzial ergeben. Im Küstenraum der Ostfriesischen Inseln führte die erfolgreiche Tourismus-Entwicklung zu verschärften Disparitäten zwischen touristischer Entfaltung und den Lebensmöglichkeiten der ortsansässigen Bevölkerung. Während der industriell geprägte Raum um Emden mit Problemen des Strukturwandels ringt, wirken verkehrsmäßig weniger erschlossene ländliche Gebiete demografisch abgehängt, infrastrukturell entleert und perspektivarm. Während in Teilen des Raumes, z.B. durch die Intensivtierhaltung im Oldenburger Münsterland die ökologische Tragfähigkeit des Raumes tendenziell erreicht ist, blieb in anderen Teilen der Region die Entwicklung defizitär. Hier transformativ zu einer nachhaltigen Aktualisierung mit zukunftsfähigen Lösungen zu gelangen, ist Kern der Aufgabe der interdisziplinären und interinstitutionellen Kooperation im Forschungsverbund.
AKTUELL:
23.10.24 | Jahrestreffen des 4N-Verbundes, Hochschule Emden Leer
Auf Einladung der Hochschule Emden Leer haben sich die am 4N Verbund Beteiligten getroffen, um sich in einer Gesamtübersicht über den aktuellen Stand ihrer Arbeiten zu informieren, wie er im vergangenen Jahr erreicht wurde. In den Räumen des Technikums der Elektrotechnik und Informatik bot die Hochschule in Emden einen anregenden Rahmen für einen intensiven Austausch. [...]
27.10.24 | 4N im NDR: Expertengespräch mit Prof. Dr. Schmoll zum Übertourismus an der Nordseeküste
Die Tourismusforschung der Jade Hochschule stand kürzlich im Mittelpunkt der NDR-Berichterstattung. Anlass war eine aktuelle Studie zum Tourismus des beliebten Küstenorts Greetsiel, die im Rahmen des Forschungsprojekts „4N“ durchgeführt wurde. Die Untersuchung befasste sich mit den Auswirkungen des wachsenden Tourismusaufkommens auf die einheimische Bevölkerung. [...]
16.-20.09.24 | Woche der Klimaanpassung des ZKA – wir sind dabei
Teilvorhaben 4 ist mit zwei Veranstaltungen bei der Woche der Klimaanpassung vertreten. Am Sonntag, den 15.08. geht es gemeinsam mit den Psychologists4future und in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Wangerooge auf eine Reise zu den Gefühlen, die im Zusammenhang mit der Klimakrise auftreten. Der Workshop bietet Jugendlichen einen sicheren Raum, um sich auszutauschen und über Strategien […]
17.07.24 | Workshopreihe in Dunum Teil II
Am 17.07.2024 fand das 2. Treffen der Zukunftswerkstatt Dunum statt. Es war geplant, dass hier konzentriert und in kleinem Kreis an den Ideen weitergearbeitet wird, diese kondensiert werden und Termine für weitere Arbeitsgruppen gefunden werden. Das Interesse der Dorfbevölkerung war so groß, dass zu dem Kreis mit ca. 20 Stühlen mehr als doppelt so viele […]
Wissenschaftlicher Leiter des Verbundes:
Prof. Dr. Burghart Schmidt Universität Vechta
Ansprechpartner:
Universität Vechta: PD Dr. Broder Breckling
Jade Hochschule: Prof. Dr. Roland Pesch
Hochschule Emden-Leer: Prof Dr. Sven Steinigeweg
Förderung:
Gefördert vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen aus Mitteln des Niedersächsischen Vorab in Höhe von 6 Millionen Euro.
Geplanter Förderzeitraum:
2022-2025